Man könnte meinen, dass es am Sonntag beim letzten Spiel der Saison 2024 um nichts mehr geht. Schließlich treffen zwei Mannschaften aufeinander, für die der Ausgang der Partie keinen Einfluss mehr auf das sportliche Abschneiden der laufenden Spielzeit hat. Die Gäste aus Buffalo sind bereits sicher in den Playoffs, und auch Platz zwei in der AFC ist ihnen nicht mehr zu nehmen – egal, ob Sieg oder Niederlage am Sonntag. Die Patriots hingegen sind bereits seit mehreren Wochen nicht mehr im Rennen um die Playoffs und werden die Postseason zum dritten Mal in den letzten vier Jahren verpassen.
Weshalb das Spiel am Sonntag aber trotzdem ultra wichtig ist
Wenn man mit einem Auge bereits auf die nächste Saison schaut, erkennt man, weshalb das Spiel am Sonntag für die Patriots trotzdem von höchster Bedeutung ist. Denn seit dem Sieg der Giants am letzten Wochenende besitzen die Patriots in der Theorie den ersten Pick im nächstjährigen Draft, da sie aktuell die schlechteste Bilanz in der NFL aufweisen. Dadurch dürften sie als allererstes NFL-Team beim Draft 2025 einen Nachwuchsspieler auswählen – freie Auswahl also! Zuletzt besaßen die Patriots 1993 den ersten Pick des Drafts. Damit wurde damals Quarterback Drew Bledsoe ausgewählt, der nach erfolgreichen Jahren aufgrund einer Verletzung Tom Brady Platz machen musste. Der Rest der Geschichte ist uns allen bestens bekannt.
Nun stellt sich natürlich die Frage, wie realistisch es ist, dass die Patriots auch nach dem Spiel am Sonntag noch den ersten Pick des kommenden Drafts besitzen. Hier sind die verschiedenen Szenarien, bei denen die Pats nächstes Jahr in Green Bay beim NFL-Draft an der allerersten Stelle auswählen dürfen:
- Bei einer Niederlage gegen die Buffalo Bills oder
- bei einem Sieg gegen die Bills wenn gleichzeitig die Titans gegen die Texans, die Browns gegen die Ravens und die Giants gegen die Eagles gewinnen
Falls die Patriots die Bills schlagen und gleichzeitig eine der Mannschaften aus dem Trio Titans, Browns und Giants verliert, werden die Pats den ersten Pick verlieren. Ein Pick in den Top fünf ist New England aber bereits jetzt sicher.
Wie geht man ein solches Spiel an?
Das ist aktuell die Frage aller Fragen in Foxborough. Ganz klar und kein Geheimnis: Der Nummer-eins-Pick kann die Richtung einer Franchise schlagartig verändern – entweder durch die Auswahl des richtigen Spielers oder durch einen Trade des ersten Picks im Vorfeld des Drafts (dazu aber später mehr).
Für die Fans gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit: Das Spiel am Sonntag verlieren, so den ersten Pick sichern und den Rebuild damit weiter vorantreiben. Die Spieler und die Coaches sehen das aber definitiv anders. Tanking (das absichtliche Verlieren von Spielen, um die Draftposition zu verbessern) ist für professionelle Athleten absolut kein Thema und kann von der Liga hart bestraft werden, wenn sie davon erfährt. So geschehen vor wenigen Jahren bei den Miami Dolphins. Als Spieler willst du jedes Spiel gewinnen, unabhängig von den mittel- und langfristigen Konsequenzen. Auch die Patriots werden die Partie am Sonntag um jeden Preis gewinnen wollen. Nur schon deshalb, um die Saison mit einem positiven Gefühl zu beenden und ein Zeichen zu setzen, dass diese Mannschaft besser ist, als das was wir in den letzten Wochen von ihr gesehen haben. Zudem gibt es eine Vielzahl an Spielern, die für nächstes Jahr noch keinen Vertrag haben und sich für ein neues Arbeitspapier (bei den Patriots oder anderswo) aufdrängen wollen.
Head Coach Jerod Mayo äußerte sich Anfang der Woche unmissverständlich zur gleichen Frage: "Unser Fokus liegt ausschließlich darauf, das Spiel gegen die Bills zu gewinnen. Das ist unsere Aufgabe." Trotzdem kann es sein, dass wir einige Spieler zu Gesicht bekommen, die dieses Jahr noch nicht viel gespielt haben – aber nicht, um zu tanken, sondern um Spieler in Leistungssituationen zu testen und für nächstes Jahr beurteilen zu können.
Was machen mit dem möglichen ersten Pick?
Sollten die Patriots die Saison tatsächlich mit dem ersten Pick beenden, gibt es in erster Linie zwei Möglichkeiten.
- Pick behalten und im April Spieler X an erster Stelle auswählen
- Pick im Vorfeld des Drafts traden und dafür ein (wahrscheinlich) äußerst lukratives Gegenpaket erhalten
Zum Vergleich: Die Chicago Bears tradeten ihren First-Overall-Pick 2023 zu den Carolina Panthers und erhielten im Gegenzug den Erstrundenpick (den neunten Pick) und den Zweitrundenpick (61) des gleichen Jahres, einen zusätzlichen Erstrundenpick 2024, einen Zweitrundenpick 2025 sowie Star-Receiver DJ Moore. Also viel. Sehr, sehr viel!
Was dieses Szenario so interessant macht, ist, dass die Patriots keinen Quarterback mehr benötigen. Drake Maye hat eindrücklich bewiesen, dass er die Zukunft (und die Gegenwart) auf dieser Position ist. Zudem waren acht der letzten zehn First-Overall-Picks Quarterbacks, und auch nächstes Jahr wird es wieder einige Teams geben, die sich via Draft einen vielversprechenden QB sichern wollen (Giants, Titans, Raiders zum Beispiel). Gut möglich also, dass eines dieser Teams den Patriots ein Angebot machen wird, das so lukrativ ist, dass es nicht abgelehnt werden kann. Die möglichen Picks, die die Patriots im Gegenzug erhalten könnten, wären perfekt, um das Team weiter zu verstärken und Drake Maye in Form von Receivern und Offensive Linemen Unterstützung zur Seite zu stellen, die ihm in dieser Saison des Öfteren fehlte.
Fazit
Alles Zukunfts- und Spekulationsmusik. Zuerst geht es darum, die Saison am Sonntag versöhnlich zu Ende zu bringen. Was auch immer am Ende rauskommt, wird eines der großen Gesprächsthemen der Offseason sein. Ein Top-5-Pick ist den Patriots garantiert. Auch damit lässt sich arbeiten und das Team weiter verstärken. Alles Weitere ist Zugabe.