Die New England Patriots können aktuell einen weiteren Meilenstein feiern: Die 17. Saison in Folge mit mehr Siegen als Niederlagen ist perfekt. Viel wurde schon über das vermeintliche Erfolgsrezept der Franchise geschrieben. Andere Teams haben sich inspirieren lassen und versucht, die geheimen Tricks zu kopieren. Und doch gibt es immer noch Dinge, die Bill Belichick und Co. besser drauf haben als der Rest der Liga.
1. Es gibt keine Monster-Verträge für Stars
Eine Charaktereigenschaft kann man Erfolgstrainer Bill Belichick nicht absprechen: Konsequenz. Wer es Jahr für Jahr schafft, funktionierende Teams zu basteln, die um den Titel mitspielen, der muss einen Plan haben – und ihn konsequent verfolgen. Während bei anderen Franchises gefühlt mit dem Geld nur so umhergeschmissen wird, bleiben die New England Patriots in der Regel unter dem Salary Cap. Und trotzdem geht es nie zu Kosten der sportlichen Leistung.
Wie geht das? Ein großer Grund dafür ist, dass sich die Pats meist dem Wettbieten um die großen Stars der Liga entziehen und lieber aus weniger bekannten Spielern das Beste rausholen. Und: Selbst die großen Namen wie Tom Brady bekommen keine Monster-Verträge. Während andere – weniger erfolgreiche – Quarterbacks Millionen Dollar scheffeln, war Tom Brady jahrelang im Mittelfeld im Ligavergleich zu finden. Belichick, der als de facto General Manager für die Kaderplanung zuständig ist, lässt im Umkehrschluss auch immer wieder produktive Spieler ziehen, weil sie anderswo mehr Geld verdienen wollen. Prominente Beispiele dafür sind unter anderem Darrelle Revis, den er nach nur einer Saison zu den New York Jets gehen ließ und Slot-Receiver Wes Welker. Er war damals Tom Bradys liebste Anspielstation und hatte 2007, 2009 und 2011 die meisten Pässe in der NFL gefangen – und doch war es für die New England Patriots nicht genug, um ihn für viel Geld in Foxboro zu halten.
Solche Business-Entscheidungen sind für die Fans der New England Patriots häufig hart zu akzeptieren, doch der Erfolg gibt Bill Belichick recht. Bevor er zu viel Geld in einen einzelnen Spieler steckt, setzt er lieber auf Rollenspieler, die bei anderen Teams vielleicht durchs Raster gefallen und günstig zu haben sind. Und wenn er dann doch mal verhältnismäßig viel Geld in die Hand nimmt wie bei Cornerback Stephon Gilmore 2017, dann zahlen die Spieler es ihm auch mit Leistung zurück.
2. Sie experimentieren mit ihren Spielern
Wenn du Erfolg haben willst, dann musst du mutige Entscheidungen treffen. Und mutige Entscheidungen sind das Steckenpferd der New England Patriots. Nicht nur bei der Auswahl ihrer Spieler geht das Team von der US-Ostküste neue Wege. Auch die Flexibilität, die diese Jungs mitbringen müssen, ist unerreicht.
Jedes Teammitglied muss sich darauf gefasst machen, auf mehr als einer Position getestet zu werden. Offensive Linemen wurden schon, vor allem zu Saisonbeginn, in Spielen hin- und hergeschoben, um das perfekte Line-up zu finden. Immer mit dem Gedanken, den maximalen Nutzen aus dem Athleten und seinen Fähigkeiten herauszuholen.
Das beste Beispiel dafür ist Julian Edelman. Der mittlerweile zur Patriots-Legende aufgestiegene Publikumsliebling kam als College-Quarterback ins Team von Bill Belichick und durfte sich erst mal als Punt Returner in den Special Teams versuchen. Es dauerte seine Zeit bis Edelman den Positionswechsel zum Wide Receiver komplett verinnerlicht hatte – doch nach dem Abschied von Wes Welker war seine Zeit gekommen und er schaffte es in seiner neuen Rolle bis zum Super-Bowl-MVP.
Es ist nicht alleine der Mut zum Risiko und das Gehen neuer Wege, das die New England Patriots vom Rest der Liga unterscheidet – es ist die Häufigkeit, mit der sie bei diesen Entscheidungen richtig liegen. Im Grunde ist das Team immer auf der Suche nach guten Football-Spielern. Wie sie diese dann am Ende einsetzen, das stellt sich erst im Laufe der Zeit heraus.
3. Der Besitzer mischt sich nicht in sportliche Dinge ein
Jeder NFL-Trainer würde es vermutlich neidlos anerkennen – Bill Belichick hat sich in New England ein Paradies geschaffen. Robert Kraft, der Besitzer des Teams, lässt ihm freie Hand bei allen sportlichen Fragen. Natürlich ist der Druck dadurch immens hoch, denn wenn es mal nicht laufen sollte, wird das Eis natürlich dünn. Doch in erste Linie kann Belichick nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten.
So viel Freiheit ist in der NFL übrigens weniger üblich, als man denken könnte. Neben dem Head Coach gibt es in der Regel noch einen General Manager, der für die Kaderplanung verantwortlich ist. Noch schwieriger wird es allerdings, wenn Trainer für einen Team-Besitzer arbeiten, der überall mitreden möchte. Die können schon mal die Aufstellung des Lieblingsspielers fordern, nach schwachen Team-Leistungen den Trainer öffentlich anzählen oder beim NFL Draft die eigene Spürnase unter Beweis stellen wollen. Der Albtraum eines jeden Trainers.
All das macht Robert Kraft bei den New England Patriots nicht. In sportlichen Fragen hält er sich stets zurück – und wenn er sich dann mal äußert, dann nur, um seinem Coach und den Spielern den Rücken freizuhalten oder die Charity-Arbeit der Patriots in den Fokus zu stellen. Nicht die schlechteste Idee, wenn man die Erfolge der letzten Jahre so sieht.