Keine Frage: Nach der enttäuschenden letzten Saison besteht auf einigen Positionen Handlungsbedarf. Bis auf einige Positionsgruppen in der Defensive wird es wohl auch fast überall Veränderungen geben.
Im folgenden Artikel werden alle Positionen analysiert, und es wird euch verraten, wo (und wo nicht) nachgerüstet werden muss.
Offensive
Quarterbacks
Beginnen wir gleich mit der wohl größten Problemzone - den Quarterbacks. Weder Mac Jones noch Bailey Zappe konnten in den vergangenen Jahren nachhaltig den Beweis liefern, dass sie QB1-Material sind. Beide verfügen zwar über solide Qualitäten - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Allerdings liegt genau hier das Problem: Solide ist einfach nicht gut genug. Auf der wohl komplexesten und schwierigsten Position im Sport benötigst du einen Spieler, der alle überragt – einen Leader, einen Anführer. Jones und Zappe schafften das definitiv für einzelne Spiele, aber nie über einen längeren Zeitraum. Doch welche Möglichkeiten haben die Patriots nun?
Option eins und wohl die wahrscheinlichste ist, beim kommenden Draft mit dem dritten Pick einen Quarterback auszuwählen. Caleb Williams, Drake Maye und Jayden Daniels sind die besten drei Quarterbacks des Drafts, und einer von ihnen wird mit Sicherheit noch an Position drei verfügbar sein. Williams wird es wahrscheinlich nicht sein, da er als der Beste der drei gilt und die Bears (vielleicht) sowie die Commanders (sehr wahrscheinlich) ebenfalls einen Quarterback auswählen werden.
Aus meiner Sicht wäre die passendste Option wohl Drake Maye. Das liegt daran, dass mit Alex Van Pelt ein Offensive Coordinator verpflichtet wurde, dessen bevorzugte Spielweise sehr gut zu Maye passen würde. Viel Play-Action, mittellange bis lange Würfe durch die Mitte aus einer Pocket, die sich stets bewegt. Aber egal, ob Williams, Maye oder Daniels, alle drei benötigen einen Backup. Aus meiner Sicht macht Bailey Zappe am meisten Sinn. Er kennt die Organisation, kennt die Spieler, und man weiß genau, was man an ihm hat, wenn er pro Saison zwei bis dreimal zum Einsatz kommt. Zudem hat er bereits bewiesen, dass er in dieser Liga Spiele gewinnen kann. Ein weiterer Punkt, der für Zappe und gegen Jones spricht, ist sein Vertrag. Der Kontrakt von Bailey Zappe hat 2024 einen Cap Hit von knapp unter einer Million, der von Mac Jones knapp fünf Millionen. Eine ausführliche Erklärung zum Cap Hit und zum Salary Cap allgemein gibt's weiter unten im Artikel.
Die Zeit von Mac Jones scheint in New England abgelaufen zu sein, und es würde mich nicht überraschen, wenn man ihn noch vor dem Draft für einen Late-Round-Pick zu traden versuchen würde.
Neben dem Draft gibt es durch die Free Agency auch noch eine andere Option, um an einen neuen Quarterback zu kommen. Zwei interessante Namen stehen bald ohne Vertrag da: Kirk Cousins und Baker Mayfield. Mayfield erlebte dieses Jahr so etwas wie seinen zweiten Frühling in Tampa Bay und spielte den besten Football seiner Karriere. Es würde mich überraschen, wenn die Bucs den Vertrag mit ihm nicht verlängern würden oder zumindest nicht alles versuchen würden, um ihn in Florida zu halten. Deshalb ist das die unwahrscheinlichere Option. Cousins hingegen könnte ich mir gut in Foxborough vorstellen. Ein erfahrener Quarterback, der mit den richtigen Anspielstationen, wie zum Beispiel Marvin Harrison Jr., ein sehr guter Spielmacher ist.
In beiden Fällen wird jedoch neben einem neuen Quarterback auch Bedarf an neuen Passempfängern bestehen, was uns direkt zur nächsten Positionsgruppe führt.
Wide Receiver
Die Patriots haben fähige Receiver, aber es fehlt ein absoluter Game Changer. DeVante Parker, JuJu Smith-Schuster, Tyquan Thornton und DeMario Douglas haben alle auch für die nächste Saison noch einen Vertrag. Außer Douglas begeistert mich jedoch keiner aus dieser Gruppe so richtig. Vor allem Smith-Schuster und Thornton waren letzte Saison zwei große Enttäuschungen. Bei den Wide Receivern muss deshalb auf jeden Fall nachgebessert werden – entweder durch den Draft und den bereits erwähnten Marvin Harrison Jr., der als Jahrzehnt-Talent gilt, oder mittels Free Agency. Mitte März kommen dann auch einige interessante Namen auf den Markt, wie Tee Higgins, Mike Evans oder Calvin Ridley zum Beispiel. Und dann gibt es ja auch noch Kendrick Bourne, dessen Vertrag bei den Pats ebenfalls ausläuft und der bereits mehrmals signalisiert hat, dass er gerne in New England bleiben würde.
Da die Patriots über einen erheblichen Cap Space verfügen, darf davon ausgegangen werden, dass ein beachtlicher Teil davon in Wide Receiver investiert wird. Wenngleich die Patriots aktuell nicht wie ein Titelfavorit aussehen, so können sie dennoch eine Perspektive bieten – sportlich wie finanziell. Und das Budget ist vorhanden – also lasst uns es ausgeben!
Running Backs
Auf der Running-Back-Position hängt wohl vieles davon ab, wie es mit Ezekiel Elliott weitergeht. Kann der Vertrag mit Zeke verlängert werden (was ich begrüßen würde), sehe ich diese Positionsgruppe gut aufgestellt. Rhamondre Stevenson, der von einer Verletzung zurückkehren wird, dahinter Ezekiel Elliott und Kevin Harris, der Ende der Saison sein Potenzial vereinzelt aufblitzen ließ, hören sich nach einer starken Gruppe an.
Sollte Elliott die Patriots jedoch verlassen, muss auf der Position zwingend nachgebessert werden. Mit Saquon Barkley, Josh Jacobs, Tony Pollard, Derrick Henry und Austin Ekeler kommen einige ganz große Namen auf den Markt. Angesichts der zuletzt aufgekommenen Debatte um die Wichtigkeit von Running Backs wird es extrem spannend sein zu beobachten, welcher Spieler für welche Summe wohin wechselt.
Durch die Verpflichtung von Alex Van Pelt als Offensive Coordinator und seinem Ruf als Coach, der stark auf das Laufspiel setzt, dürften die Patriots ganz vorne mitmischen, wenn es darum geht, einen gestandenen Running Back zu verpflichten.
Tight Ends
Auch auf der Tight End-Position könnte es zu einigen Änderungen kommen, da die Verträge von Hunter Henry, Mike Gesicki und Pharaoh Brown allesamt auslaufen. Henry und Brown würde ich gerne weiter im Team sehen, während Gesicki letzte Saison zu wenig überzeugte und es schwer haben dürfte, in Foxborough einen neuen Vertrag zu bekommen. Wirklich große Namen kommen dieses Jahr nicht auf den Markt. Hunter Henry führt die Free-Agent-Klasse der Tight Ends an und dürfte ein gefragter Spieler sein. Falls es den Patriots nicht gelingt, mit ihm zu verlängern, gäbe es noch Optionen wie Dalton Schultz oder Gerald Everett. Hunter Henry sehe ich jedoch eine Stufe höher, weshalb eine Verlängerung mit ihm für mich Priorität hat.
Das Traumszenario wäre eine Vertragsverlängerung mit Henry und Brown, sowie die Auswahl eines neuen jungen Tight Ends im Draft. Dass man auch in den mittleren Runden des Drafts noch gute Tight Ends bekommen kann, bewiesen letztes Jahr die Green Bay Packers. Sie wählten in der dritten Runde an 78. Stelle Tucker Kraft aus, der eine sehr solide bis gute Rookie-Saison spielte.
Das Horrorszenario hingegen wäre der Verlust von Henry, Gesicki und Brown und somit eine komplett neue Tight-End-Gruppe für 2024.
O-Line
Neben Quarterback und Wide Receiver ist die Offensive Line eine der größten Baustellen des Teams. Verletzungen und Leistungsschwankungen führten dazu, dass die Patriots 2023 selten eine gute Chemie in ihrer O-Line entwickelten. Außer David Andrews und Mike Onwenu verfügen die Patriots über keinen gestandenen Starter auf dieser Position. Da noch nicht sicher ist, ob Andrews nochmals eine Saison anhängt und der Vertrag von Onwenu ausläuft, könnten hier große Probleme auf die Pats zukommen.
Ein Blick auf die Free Agents würde diese Probleme wohl auch nicht lösen, denn außer Tyron Smith und Mekhi Becton finden sich dort nur wenige interessante Namen. Ironischerweise schnürten zwei der drei besten verfügbaren O-Liner ihre Schuhe letztes Jahr noch für die Patriots: Mike Onwenu und Trent Brown. Onwenu muss unbedingt versucht werden zu halten. Junge, gute Linemen sind rar gesät, und Mike Onwenu ist definitiv ein vielversprechender Spieler. Auch, weil er als Tackle und Guard spielen kann, was seinen Wert zusätzlich steigert.
Bei Trent Brown sieht die Situation ein wenig anders aus. Sein größtes Problem ist seine Konstanz. An guten Tagen ist er einer der besten Tackles der Liga, an schlechten Tagen jedoch auch einer der fehleranfälligsten. Browns Talent ist unbestritten. Ob er es weiter für die Patriots unter Beweis stellen oder lieber eine neue Herausforderung suchen will, bleibt abzuwarten.
Welche Optionen bleiben den Patriots also? Leider nicht sehr viele... Joe Alt ist eine davon. Der Tackle von Notre Dame gilt als der beste Lineman im kommenden Draft und könnte eines der Probleme der Patriots über Jahre hinweg lösen. Tackles sind nicht so glamourös (da sie nicht die spektakulärsten Highlights liefern und bei der breiten Öffentlichkeit oftmals unter dem Radar fliegen) wie Quarterbacks oder Wide Receiver, aber mindestens genauso wichtig. Den Patriots spielt ebenfalls in die Karten, dass der Draft 2024 als einer der besten der letzten Jahre für Tackles gilt. Das bedeutet, dass man auch in den Runden zwei bis sieben noch gute Spieler finden kann. Neben dem Draft und der Free Agency ist ein Trade natürlich auch immer eine Option. Falls man sich für diesen Weg entscheidet, muss man aber bereit sein, tief in die Tasche zu greifen. Denn welches Team gibt schon freiwillig einen Spieler ab, der überdurchschnittlich gut ist und zudem noch auf einer so wichtigen Position spielt? Genau, nicht viele...
Defensive
Defensive Line
Wenn die Patriots auf einer Position nicht wirklich viel Handlungsbedarf haben, dann bei der Defensive Line. Diese war letztes Jahr eine der besten in der NFL, und alle Starter stehen auch 2024 noch unter Vertrag. Wir können es kurz halten: Bei der Defensive Line wird es, falls überhaupt, nur marginale Veränderungen geben.
Linebackers
Anders als bei der Defensive Line gibt es hinter den Linebackers einige Fragezeichen. Die auslaufenden Verträge von Josh Uche, Anfernee Jennings und Mack Wilson werfen Unsicherheiten auf. Uche ist ein sogenannter situativer Pass Rusher, der zwar letzte Saison ein wenig unter den Erwartungen blieb, aber mit den richtigen Ergänzungen wie Judon trotzdem ein wichtiger Bestandteil der Defensive sein kann. Ein situativer Pass Rusher ist ein Spieler, der nicht bei jedem Down auf dem Platz steht, sondern oftmals nur dann, wenn sich die gegnerische Offensive zu einem Passspielzug aufstellt. Jennings und Wilson haben ihre Chance durch die vielen Verletzten letztes Jahr eindrücklich genutzt und sich in eine gute Position für einen neuen Vertrag gebracht. Es wäre wünschenswert, wenn mit allen drei Spielern verlängert werden könnte. Zusammen mit den noch unter Vertrag stehenden Judon, Bentley, Mapu und Tavai wäre das eine mehr als nur ordentliche Linebacker-Gruppe.
Vor allem aber kann man eigentlich nie genug Pass Rusher haben. Deshalb lohnt sich auch hier ein Blick auf die Free Agents, und dieser zeigt, dass die eine oder andere interessante Personalie verfügbar sein wird. Danielle Hunter von den Vikings, Josh Allen von den Jaguars oder Chase Young von den 49ers sind nur einige dieser Namen.
Cornerbacks
Nun kommen wir zur ersten Positionsgruppe der Defensive, bei der Handlungsbedarf besteht. Und das nicht nur wegen der auslaufenden Verträge von Jalen Mills und Myles Bryant. Neben Christian Gonzalez brauchen die Patriots eine zuverlässige Nummer zwei und drei. Über Christian Gonzalez müssen wir nicht reden. Der Junge hat enormes Potenzial, ist die nächsten Jahre absolut gesetzt und wird uns Woche für Woche Freude bereiten. Auch Jonathan Jones ist weiterhin eine solide und gute Option, dahinter wird es jedoch bereits eng. Der super vielseitige Marcus Jones hat viele Talente, muss aber als Corner noch den Beweis erbringen, dass er in dieser Liga bestehen kann. Gleiches gilt für die jungen Alex Austin, Marco Wilson, Shaun Wade und Isaiah Bolden, die letztes Jahr gar nicht oder nur sehr wenig gespielt haben. Hinzukommt J.C. Jackson, der während der Saison mittels Trade wieder zurückgeholt wurde, einige Wochen später dann aber auf die sogenannte "Reserve/Non-Football Illness" Liste gesetzt wurde und den Rest der Spielzeit verpasste. Sein Status für nächstes Jahr ist weiterhin unbekannt.
Die Free-Agent-Klasse der Cornerbacks lässt mich keine Luftsprünge machen, deshalb gehe ich davon aus, dass man wohl ein bis zwei Cornerbacks draften wird. Ganz früh wird das jedoch eher nicht der Fall sein, denn dafür sind die anderen Baustellen einfach zu groß. Aber ein Cornerback in Runde drei und ein weiterer in Runde fünf könnte ich mir gut vorstellen.
Safeties
Auf der Safety-Position steht aufgrund des auslaufenden Vertrags vor allem hinter einer Person ein großes Fragezeichen: Kyle Dugger. Falls mit ihm verlängert werden kann, sehe ich diese Positionsgruppe gut aufgestellt. Kann mit ihm nicht verlängert werden, besteht aber definitiv Handlungsbedarf. Denn der Zweitrundenpick von 2020 ist zu wichtig für diese Mannschaft und spielte letztes Jahr 98% aller Snaps. Nur David Andrews, der jeden einzelnen Snap absolvierte (!), stand 2023 häufiger auf dem Platz. Auch wenn Dugger, vor allem in der Coverage, einige Probleme hatte, sind seine Qualitäten in der Nähe des Balls als Balljäger und Blitzer unbestritten. Seine teilweise inkonstanten Leistungen hatten wohl auch damit zu tun, dass er die Rolle vom langjährigen Captain Devin McCourty übernahm und der neue Anführer und Playcaller des Backfields war, sodass er sich auf viel mehr konzentrieren musste als nur auf seine eigenen Aufgaben. Es ist davon auszugehen, dass er hier mit einem weiteren Jahr Erfahrung weiter reift/ in die Rolle hineingewachsen ist.
Der Free-Agent-Safety, hinter dem wohl alle Teams her sein werden, ist zweifelsohne Antoine Winfield Jr. von den Tampa Bay Buccaneers. Er ist einer der besten verfügbaren Spieler überhaupt und dürfte in der Offseason einen saftigen Vertrag unterschreiben. Wird er das bei den Patriots machen? Vielleicht. Zu hoffen ist es auf jeden Fall, denn ein Safety-Trio mit Winfield Jr., Dugger und Jabrill Peppers würde in der NFL wohl seinesgleichen suchen.
Special Teams
An ihren über die Jahre erarbeiteten Status als dominante, unverwüstliche Positionsgruppe kamen die Special Teams in den vergangenen zwei Spielzeiten nicht heran. Verpasste Field Goals, viele Strafen und unsaubere Snaps – letztes Jahr war irgendwie alles dabei. Wenig überraschend haben die Patriots mit Jeremy Springer dann auch einen neuen Special Teams Coordinator unter Vertrag genommen. Die wohl interessanteste Personalie ist die von Kicker Chad Ryland. Letztes Jahr in der vierten Runde gedraftet, hatte er eine schwierige erste Spielzeit in der NFL und fand nie so recht zu Konstanz. Ein Neustart unter neuem Coordinator könnte Ryland richtig gut tun. Oder schaut man sich in der Free Agency nach einem anderen und vielleicht erfahreneren Kicker um? Letzteres würde mich nicht überraschen, und ich gehe davon aus, dass man über den Sommer zumindest mehrere Akteure testen wird und sich dann entweder für Chad Ryland oder einen neuen Kicker entscheiden wird.
Da die Zukunft von Matthew Slater weiter ungewiss ist, könnte sich plötzlich eine weitere Baustelle auftun. Slater neben dem Feld als Leader zu ersetzen, wird ein schwieriges Unterfangen sein und muss wohl auf mehrere Schultern verteilt werden. Auf dem Feld steht sein Nachfolger schon bereit: Brenden Schooler sammelte letzte Saison die zweitmeisten Special Teams Tackles der NFL und ist, zumindest auf dem Feld, der designierte Nachfolger von Matthew Slater
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