Wenn die New England Patriots am Sonntag, 12. November, in Frankfurt spielen, ist das in vielerlei Hinsicht etwas ganz Besonderes: Es wird das erste internationale Heimspiel der Patriots überhaupt sein und zugleich der erste Auftritt des Rekordchampions in Deutschland im Rahmen eines regulären Saisonspiels.
Und die Patriots-Fans in Deutschland wissen, dass die Begegnung auch sportlich brisant wird, schließlich geht es in Frankfurt gegen einen der größten Rivalen von New England: die Indianapolis Colts. Hier erfährst du, warum dieses Duell ein ganz besonderes ist.
Die Gesamtbilanz
Zum Einstieg ein Blick in die Statistik: 83-mal haben die Patriots seit der Zusammenlegung der American Football League (AFL) und der National Football League (NFL) 1970 gegen die Colts gespielt, die anfangs noch in Baltimore beheimatet waren und erst 1984 nach Indianapolis umgezogen sind. Die Gesamtbilanz spricht klar für die Patriots: 53 Siegen stehen 30 Niederlagen in Spielen in der Regular Season und den Playoffs gegenüber. Das bislang letzte Aufeinandertreffen hat New England im heimischen Gillette Stadium am 9. Spieltag der vergangenen Saison deutlich mit 26:3 für sich entschieden. In der Saison davor beendeten die Colts mit einem 27:17-Heimsieg eine Serie von acht Patriots-Erfolgen im direkten Duell in Folge. In den 2010er Jahren entschied New England alle Duelle für sich.
Kampf um die Vorherrschaft in der AFC
Rivalitäten herrschen in der NFL vor allem zwischen direkten Divisions-Konkurrenten. Kein Wunder, schließlich spielen die Teams allein in der Regular Season zweimal gegeneinander und sind gerade die Ergebnisse in diesen Division-Duellen mitentscheidend für die Playoff-Qualifikation. Die Colts und die Patriots waren einst auch direkte Konkurrenten in der AFC East. Die sportliche Rivalität zwischen den beiden Teams erreichte aber erst ihren Höhepunkt, als die Colts in die 2002 neugebildete AFC South wechselten und beide Teams sich fortan nicht mehr jede Saison duellierten.
Zu dieser Zeit startete eine Dekade in der NFL, in der beide Mannschaften ligaweit zu den absoluten Topteams zählten und die Rivalität sportlich von derart großer Relevanz war, dass nicht nur die jeweiligen Fans, sondern die gesamte Liga darauf schaute. Für viele Jahre war das Duell um die Vorherrschaft in der AFC vor allem eines zwischen den Patriots und den Colts – zumeist mit dem besseren Ende für das Team aus New England. Seit 2001 waren die Patriots neunmal das beste Team der AFC, zweimal ging dieser Titel an die Colts. Bei den Super-Bowl-Titeln sieht es ähnlich aus. Seit 2001 holten die Patriots sechs Trophäen, die Colts eine.
In der jüngeren Vergangenheit hat das Duell der beiden Teams etwas an Brisanz verloren – auch, weil die sportliche Relevanz nicht mehr so hoch war wie in dem Jahrzehnt zuvor. Nach dem Wechsel von Quarterback Peyton Manning zu den Broncos 2012 haben die Colts nur noch einmal das AFC Championship Game erreicht. Und während die Patriots auch bis Ende der 2010er Jahre noch weitere sportliche Triumphe einfuhren, waren beim einst so großen Rivalen aus Indianapolis Playoff-Teilnahmen mehr Ausnahme als Regel.
Duell der Quarterback-Legenden
Es ist vielleicht das legendärste Duell zweier Quarterbacks in der NFL: Die sportliche Rivalität zwischen Patriots und Colts war über etwas mehr als ein Jahrzehnt hinweg auch das persönliche Duell zwischen den beiden überragenden Quarterbacks Tom Brady und Peyton Manning. Der ein Jahr ältere Manning wurde 1998 an erster Stelle von den Indianapolis Colts gedraftet und galt damals schon als künftiger wertvollster Spieler (MVP) der Liga. Brady hingegen wurde zwei Jahre später erst an 199. Stelle im Draft von den New England Patriots gezogen und wurde von den Medien schnell als Bankdrücker ohne große Zukunft in der NFL eingestuft.
Erst in seiner zweiten Saison und erst als sich der etatmäßige Quarterback Drew Bledsoe verletzte, kam Brady zu seinem Debüt als Starter – gegen, na klar, die Indianapolis Colts um deren Anführer Peyton Manning. Das Duell ging mit 44:13 klar an New England, Brady blieb fortan der Starting Quarterback und führte das Team gleich in seiner ersten Saison zum Super-Bowl-Titel 2002. Der deutlich höher eingeschätzte Peyton Manning musste hingegen noch fünf Jahre warten, ehe er 2007 erstmals die Lombardi-Trophäe in Händen halten durfte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Patriots-Legende Brady bereits drei Titel auf seinem Konto.
Während der eine Quarterback reichlich Liga-Meisterschaften einfuhr, konnte sich der andere gewissermaßen damit trösten, dass die Individual-Auszeichnungen für den wertvollsten Spieler der Saison in dieser Zeit in schöner Regelmäßigkeit an ihn gingen. Zwischen 2003 und 2010 machten Manning und Brady diese MVP-Titel quasi unter sich aus – viermal wurde der Colts-Spielmacher ausgezeichnet, zweimal der Patriots-Spielmacher. "Ich habe immer zu ihm aufgeschaut, weil er der Maßstab war, den ich immer erreichen wollte", sagte Tom Brady nach seiner Karriere einmal über seinen großen Rivalen. Manning wiederum schätzt die Konkurrenz zu Brady ebenso: "Er hat immer das Beste in mir hervorgebracht."
Besonders legendäre Duelle
2003: Am 11. Spieltag trafen Colts und Patriots erstmals aufeinander, nachdem die Colts in die AFC South wechselten. Beide Teams standen zu diesem Zeitpunkt bei einer Bilanz von 9-2. Im dritten Viertel führten die Patriots 31:10, ehe Peyton Manning die Colts mit drei Touchdown-Pässen zurück führte und das Spiel ausglich. New England schlug aber zurück und ging wieder in Führung. 38:34 stand es, als die Colts ihren letzten Drive starteten. In der Schlussminute kämpften sie sich bis an die 2-Yard-Linie der Patriots. Ein Touchdown, und sie hätten das Spiel für sich entschieden. New Englands Defense aber stoppte die Offensive der Colts und ließ bei vier Versuchen keinen Touchdown mehr zu.
2007: Sowohl die New England Patriots als auch die Indianapolis Colts gingen ungeschlagen in das direkte Duell am 9. Spieltag. Die US-Medien erwarteten nicht weniger als "das vielleicht beste Regular-Season-Spiel ever". Und das Aufeinandertreffen hielt den Erwartungen stand. Neun Minuten vor Schluss führten die Colts vor heimischer Kulisse, ehe Tom Brady noch zwei Touchdown-Pässe warf und seine Mannschaft zum 24:20 führte. Die Patriots schafften die perfekte Serie aus ungeschlagenen Spielen und zogen in den Super Bowl ein. Dort unterlagen sie ausgerechnet den New York Giants um deren Quarterback Eli Manning, dem jüngeren Bruder von Bradys Dauerrivalen Peyton Manning.
2009: Nicht wenige Spiele zwischen den beiden Mannschaften standen bis in die letzten Minuten auf Messers Schneide und wurden mitunter erst mit den letzten Drives entschieden. Egal, wie komfortabel eine Führung auch wirkte, allzu sicher konnte sich ein Team nie sein, dass es den Sieg schon sicher hatte. So wie die Patriots am 10. Spieltag der Saison 2009. 31:14 stand es auch Sicht von New England zu Beginn des Schlussviertels. Vier Minuten vor dem Ende lagen die Patriots immer noch 34:21 vorne. Doch mit zwei Touchdowns und den jeweiligen Extrapunkten entrissen die Colts 13 Sekunden vor dem Ende dem großen Rivalen noch den Sieg.