Zu Hause ist es doch am schönsten: Seit 2002 tragen die New England Patriots ihre Heimspiele im modernen Gillette Stadium in Foxborough im US-Bundesstaat Massachusetts aus. Davor hieß ihre Heimat über viele Jahre lang Foxboro Stadium – doch ganz zu Beginn der Franchise-Geschichte war das Team quasi heimatlos und wechselte sein Stadion ganze vier Mal innerhalb von nur wenigen Jahren. Kennst du alle bisherigen Spielstätten?
1. Stadion: Boston University Field/Nickerson Field
Zwischen 1960 und 1969 waren die damaligen Boston Patriots Teil der American Football League (AFL), einer der zwei großen Football-Ligen in den USA und der Vorläufer der heutigen American Football Conference (AFC). Die Jahre in der AFL waren wenig konstant, und zwar nicht nur spielerisch, sondern auch in Sachen Heimat – das Team hatte das ganze Jahrzehnt über kein eigenes Stadion. Von 1960 bis 1962, in den ersten zwei Jahren nach der Gründung der Franchise, spielten die Pats im Boston University Field. Das relativ kleine Outdoor-Stadion gehörte – wie aufmerksame Leser bereits vermuten – zu der Boston University und wird heute vor allem vom Rugby-Team der Uni genutzt. Es fasst gut 9.800 Zuschauer.
Fun Fact: Seit 1963 heißt die Spielstätte wieder Nickerson Field, genau wie bereits in den 50er Jahren das ursprüngliche Stadion der Uni. Benannt wurde es nach William Emery Nickerson, einem Partner von King Gillette, dem Gründer des Gillette-Unternehmens, das wiederum dem heutigen Patriots-Stadion seinen Namen gibt.
2. Stadion: Fenway Park
Fenway Park? Der Name dürfte dem einen oder anderen Sportfan schon einmal begegnet sein. Das 1912 fertiggestellte Stadion ist seit seiner Eröffnung Heimat der Baseball-Mannschaft Boston Red Sox und ganz nebenbei eines der berühmtesten Stadien der USA. Zwischen 1963 und 1968 wurden auch die Heimspiele der Boston Patriots hier ausgetragen, wobei man sich dabei immer nach den Red Sox richten musste, die damals deutlich populärer waren. Fenway Park bietet rund 37.000 Zuschauern Platz, gilt als ältestes MLB-Stadion überhaupt und steht heute längst unter Denkmalschutz – ein nahezu heiliger Ort für jeden US-Sportfan.
Fun Fact: Auch heute besuchen die New England Patriots noch regelmäßig ihre alte Spielstätte im Fenway Park. Nämlich um am Opening Day, wenn die Baseball-Saison beginnt, gemeinsam mit den Red Sox ihre Super-Bowl-Titel zu feiern. Wer erinnert sich nicht gern an solche Szenen?
3. Stadion: Alumni Stadium
Nach den Jahren im Fenway Park ging es für die Pats ins Alumni Stadium in Chestnut Hill, Massachusetts, knapp 10 Kilometer vom Bostoner Stadtkern entfernt. Das Stadion gehört noch heute zum Boston College und ist eine wahre Institution im Bostoner College-Football. Als Heimat der Boston Patriots diente es jedoch nur eine einzige Saison: 1969 waren die Pats hier zu Hause. Damals hatte das Stadion eine Kapazität von ca. 27.000, heute fasst das Alumni Stadium nach mehreren Umbauten fast 45.000 Zuschauer.
Fun Fact: Das Football-Team des Boston College heißt Eagles, spielt in der höchsten Spielklasse (der NCAA Division 1) und dort in der Atlantic Coast Conference (ACC) mit großen Football-Colleges wie Clemson oder Notre Dame. NFL-Stars wie Luke Kuechly und Matt Ryan sind ehemalige Eagles, genau wie der deutsche Linebacker Kasim Edebali.
4. Stadion: Harvard Stadium
1970 schlossen sich die AFL und die konkurrierende NFL zusammen und wurden zu einer Liga, der NFL. In ihrer ersten NFL-Saison trugen die Patriots ihre Heimspiele im Harvard Stadium der berühmten Elite-Uni in Boston aus. Das rund 33.000 Personen fassende Stadion wurde 1903 eröffnet und ist seitdem die Heimat der Harvard Crimson, den Sportteams der berühmten Universität.
Fun Fact: Das Harvard Stadium spielt eine nicht ganz unwichtige Rolle in der Evolution des Sports. Im frühen 20. Jahrhundert war Football noch extrem gewalttätig und führte regelmäßig zu Toten und Schwerverletzten. US-Präsident Roosevelt wollte das Spiel jedoch nicht verbieten und stellte ein Komitee aus zahlreichen Colleges und Unis zusammen, um den Sport zu reformieren. Eine populäre Forderung damals war, das Spielfeld zu vergrößern, um gefährliche Kollisionen zu vermeiden. Harvard war jedoch aufgrund von Platzproblemen rund um das Spielfeld gegen diesen Vorschlag, weshalb er sich letztlich nicht durchsetzen konnte. Daraus resultierte dagegen unter anderem die Legalisierung des Vorwärtspasses – sowie die heutigen Standardmaße des Spielfelds beim American Football.
5. Stadion: Foxboro Stadium (Schaefer/Sullivan)
Mit dem Liga-Zusammenschluss 1970 wurden gewisse Regeln eingeführt, an die sich auch die Pats halten mussten: So brauchte beispielsweise jedes NFL-Team künftig ein eigenes Stadion mit mindestens 50.000 Sitzplätzen. Keine der von den Patriots zuvor genutzten Spielstätten erfüllte dieses Kriterium, weshalb im September 1970 endlich der Grundstein für ein eigenes Stadion gelegt wurde: Das Schaefer Stadium (später Sullivan Stadium und von 1989 bis 2002 Foxboro Stadium) in Foxborough, rund 35 Kilometer von Boston entfernt, wurde weniger als ein Jahr später eröffnet. Es bot über 60.000 Fans Platz und kostete "nur" 7,1 Millionen US-Dollar. Mit dem Umzug benannte sich das Team dann auch in New England Patriots um. Ende der 1980er Jahre kaufte der leidenschaftliche Patriots-Fan Robert Kraft zunächst das Stadion, 1994 dann die Franchise.
Fun Fact: Das Stadion war eines der ersten in den USA, dessen Namensrechte an einen Sponsor, die F. & M. Schaefer Brauerei, verkauft wurden. Als dieser Vertrag auslief, übernahm die Brauerei Anheuser-Busch die Rechte. Diese verzichtete jedoch darauf, das Stadion nach einer Marke zu benennen und ehrte stattdessen William H. "Billy" Sullivan, den Gründer der Franchise, mit dem Namen "Sullivan Stadium". Als die Sullivans ihre Anteile an der Franchise verkauften mussten, wurde das Stadion 1989 in Foxboro Stadium umbenannt. Foxboro ist eine gängige, wenn auch nicht offizielle Schreibweise der Stadt Foxborough, wo die Patriots bis heute beheimatet sind.
6. Stadion: Gillette Stadium
Nach 30 Jahren als Spielstätte der New England Patriots hatte das Foxboro Stadium zu Beginn des neuen Jahrtausends endgültig ausgedient. Es war zu klein und seine Ausstattung – von den Sitzbänken bis hin zu den Parkplätzen – war längst nicht mehr zeitgemäß. Nach einigem Hin und Her und der Überlegung, ein neues Stadion im benachbarten Connecticut zu bauen, stellte Teambesitzer Robert Kraft 2000 endlich finale Pläne für ein neues Stadion in Foxborough vor.
Die große Eröffnung feierten die New England Patriots dann am 9. September 2002. Erst wenige Monate zuvor hatte das Team rund um einen gewissen Tom Brady zum ersten Mal in der Franchise-Geschichte den Super Bowl gewonnen. Das hochmoderne, neue Gillette Stadium passte also perfekt zum amtierenden Champion. Über 68.000 Fans sollten in dem 350 Millionen US-Dollar teuren Bau Platz finden. Und seitdem bringt es den Pats ordentlich Glück: Die Heimbilanz der New England Patriots im Gillette Stadium ist die beste der Liga: 136 Siege und gerade mal 24 Niederlagen gab es für das Team dort bisher (Stand 8. Oktober 2019).
Fun Fact: Das Gillette Stadium ist nicht nur Heimat der New England Patriots, sondern auch das Heimstadion des Fußballclubs New England Revolution, der ebenfalls Robert Kraft gehört. Das Stadion ist außerdem Teil eines großen Shopping- und Entertainment-Komplexes. Besucher finden hier neben etlichen Restaurants und Shops auch ein Kino, ein Krankenhaus, ein 4-Sterne-Hotel und die Patriots Hall of Fame.