Jede Woche werden die Spieler der Patriots ausgefragt – meistens von lokalen Journalisten. Zum nächsten Spiel und zu den Meldungen der Woche. Wenn die Reporter aus Boston und Umgebung ihre Fragen gestellt haben, ist die Pressekonferenz für die meisten Patriots-Spieler beendet.
Nicht für Fullback Jakob Johnson.
Nachdem er die Fragen der lokalen Presse beantwortet hat, wechselt Johnson von Englisch auf Deutsch. Jetzt sind die Journalisten aus Deutschland an der Reihe. Johnson wurde in Stuttgart geboren und hat bei den Patriots als ungedrafteter Free Agent über das International Pathway Program unterschrieben.
Für viele Fans in Deutschland ist der rasante Aufstieg Johnsons in die NFL jedoch nicht der Grund, warum sie Patriots-Fans geworden sind. Denn viele sind eigentlich schon seit einigen Jahren Anhänger des Teams aus Boston – und trotzdem hat Johnson mit seiner Geschichte dafür gesorgt, dass die Patriots-Fans in Deutschland noch enger zusammengewachsen sind.
Nimmt man zum Beispiel den Fanclub "New Berlin Patriots". Seit 2007 wird diese engagierte Gemeinschaft im Osten Deutschlands immer größer. Und durch Spieler wie Johnson oder auch Sebastian Vollmer und Markus Kuhn macht es gleich doppelt so viel Spaß, sein Team am Wochenende anzufeuern.
Der Präsident des Fanclubs, Dirk Salfemeier, erzählt, dass sich viele Mitglieder noch an die Anfänge Johnson bei den Stuttgart Scorpions in der German Football League erinnern können.
"Es ist eine große Ehre für einen deutschen Spieler in einem Team wie den Patriots zu den wichtigsten Spielern zu gehören. Seine Rolle in diesem Jahr ist so erstaunlich zu beobachten und es macht uns deutsche Fans sehr stolz", sagt Salfemeier. "Und trotz dieses schnellen Aufstiegs, dem ganzen Hype und den ganzen Erfolgen, scheint er immer noch der 'alte JJ' zu sein."
Ein NFL-Fan außerhalb der USA zu sein, bedeutet, sich voll und ganz für sein Team zu engagieren. Salfemeier berichtet, der Fanclub der New Berlin Patriots sei "ein Haufen sehr verrückter Leute", die sich extrem darum bemühen, ihrem Team zuschauen zu können – selbst wenn das bedeutet, die ganze Nacht wach zu bleiben.
"Die Patriots spielen heute spät? Das ist eine Nachtschicht für uns", sagt er. "Trotzdem treffen wir uns bei den Leuten zu Hause oder in der Kneipe. Viele von uns schauen sich die Nachtspiele an und gehen direkt danach zur Arbeit."
Trotz der Zeitverschiebung ist die NFL in Deutschland im Kommen. Für Salfemeier hat die Tatsache, dass deutsche Spieler es in die NFL geschafft haben, dazu beigetragen, dass das Interesse an diesem Sport weiter gewachsen ist.
"Es war nur eine Frage der Zeit, bis Teams wie die Patriots in den letzten Jahren das Potenzial in deutschen Football-Spielern erkannt haben", sagt er. "Das ist eine großartige Entwicklung. In Deutschland, insbesondere für junge Spieler im Jugendbereich, zeigt diese Tatsache, dass es die Mühe wert ist, jedes Mal zum Training zu kommen und alles zu geben. Sie alle haben den Traum von einer Karriere in der High School, im College oder in der NFL", erzählt Salfemeier.
Während die Pandemie dafür sorgte, dass alle Spiele der German Football League 2020 ausfallen mussten, gab es für Footballfans einen kleinen Grund zum Feiern: Die NFL beschloss, ihre Saison mit zusätzlichen Vorkehrungen fortzusetzen.
In einem Jahr, das notwendigerweise voll von Isolation war, haben Gruppen wie die New Berlin Patriots dazu beigetragen, die Menschen miteinander zu verbinden. Sie haben eine Gemeinschaft von gleichgesinnten Fans geschaffen, die über soziale Medien und Videochats statt über ihre Stammkneipe in Kontakt bleiben.
Egal, wie die Saison aussieht oder wie sich die Franchise verändert, Salfemeier macht eines klar: Die New Berlin Patriots sind eine Familie und ihr Team ist das gemeinsame Bindeglied.
Um einen eigenen Patriots-Fanclub zu gründen, kann man hier die Homepage besuchen.