Drei Youngster sorgen bei den Pats aktuell für Furore. Ein Wide Receiver mit Quarterback-Qualitäten, ein Cornerback, der allmählich zur Elite gehört und ein Running Back, der durch die Verletzung eines Teamkollegen seine Chance ergreift. Jakobi Meyers, J.C. Jackson und Damien Harris sind momentan mitverantwortlich dafür, dass die New England Patriots wieder in die Spur kommen – und Spiele wie das gegen die Baltimore Ravens gewinnen. Doch woher kommen diesen jungen Shootingstars, welche Geschichte begleitet sie und was macht sie aus? Eine Sache eint alle drei: Keiner von ihnen ist älter als 25 Jahre – womit sie der perfekte Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft der Patriots sein könnten.
Jakobi Meyers: Vom Quarterback zum Wide Receiver – Edelman 2.0?
Jakobi Meyers kam gerade frisch aus der High School, als er und Cam Newton das erste Mal aufeinandertrafen. Meyers war von der Wohltätigkeitsorganisation Newtons in ein All-Star-Game eingeladen worden. Seine Position: Quarterback. Newton coachte ihn. Eine Begegnung, die beiden bis heute im Gedächtnis geblieben ist.
Meyers ging nach der High School ans College von NC State, sollte dort seine gelernte Position ausüben. Doch noch in seinem ersten Jahr wurde er zum Wide Receiver umgeschult, setzte aber das komplette Jahr aus. Es dauerte bis 2017, seinem dritten Jahr am College, bis er auf seiner neuen Position regelmäßig zum Einsatz kam. 2018 knackte er dann sogar die Marke von 1.000 Receiving Yards. Für einen Pick beim NFL Draft 2019 reichte das aber nicht. Trotzdem schaffte er es bei einem NFL-Team zu unterschreiben: Den New England Patriots. Grund dafür könnten seine Qualitäten im Kampf um den Ball gewesen sein. Für College-Experte Jim Nagy, ehemals Scout der Patriots, war er in diesem Bereich "wohl der beste seines Draft-Jahrgangs" – besser als Spieler wie D.K. Metcalf oder A.J. Brown.
In seinem ersten Jahr in Foxboro schaffte es Meyers gleich in den 53-Mann-Kader. Vor allem in der Preseason 2019 trumpfte er auf, fing gleich im ersten Spiel zwei Touchdowns. Insgesamt absolvierte er in der regulären Saison 15 Spiele, fing 26 Pässe für 359 Yards. Ein Touchdown ist ihm verwehrt geblieben. In der Saison 2020 war Meyers zunächst nur Ersatzspieler, musste sich hinten anstellen und fing lediglich am 2. Spieltag einen Pass. Am 7. & 8. Spieltag trat er dann in den Vordergrund, als er die Patriots in Receiving Yards anführte. Meyers wurde immer mehr zur liebsten Anspielstation von Quarterback Cam Newton. Gegen die New York Jets machte Meyers dann sein bisher bestes Spiel: 12 Catches – und 169 Receiving Yards. Diese Marke knackten bei den Patriots in den letzten fünf Jahren nur Julian Edelman und Rob Gronkowski.
Wenn man die Vorgeschichte von Jakobi Meyers liest, denkt man als Patriots-Fan schnell an seinen Receiver-Kollegen Julian Edelman. Auch dieser spielte vor seinem Wechsel auf Wide Receiver als Quarterback. Und möglicherweise könnte Edelman sogar der Grund sein, warum Meyers' Karriere gerade einen raketenartigen Anstieg nimmt. Der 34-jährige Veteran plagte sich schon länger mit Knieproblemen herum und musste deshalb immer wieder kürzertreten. Vor dem Spiel gegen die Bills am 8. Spieltag wurde er auf die
Injured Reserve List gesetzt. Seitdem ist Meyers immer mehr ins Spiel eingebunden worden – auch mit Aktionen, die sonst von Edelman übernommen wurden.
Meyers steht mit seinen 24 Jahren am Anfang seiner Karriere. Auf der Position des Wide Receivers könnte er noch einiges zu lernen haben, wodurch er sehr viel Potenzial hat. Die Verbindung mit Quarterback Cam Newton sorgt dafür, dass er in der Saison 2020 noch einige Pässe fangen wird und sich dadurch entwickeln kann. Das könnte den Patriots durchaus gut gefallen – schließlich sind sie schon länger auf der Suche nach einem klaren Nr.-1-Receiver.
J.C. Jackson: Ungedraftet – und doch einer der besten Cornerbacks der NFL
Am 1. Februar 2020 wurde Patriots-Cornerback Stephon Gilmore zum besten Verteidiger der abgelaufenen NFL-Saison 2019 gewählt. Gilmore spielte eine fantastische Saison, fing die meisten Interceptions der Liga – und bildete mit seinem Teamkollegen J.C. Jackson das wohl beste Passverteidiger-Duo der NFL. Dieser J.C. Jackson ist, anders als Gilmore, kein mit Top-Vertrag ausgestatteter Superstar, sondern ein im NFL Draft 2018 nicht berücksichtigter No-Name – und trotzdem fast genauso wichtig für das Team.
Jackson spielte College-Football in Maryland, bevor er sich entschloss, in die NFL zu gehen. Keines der 32 Teams wollte ihn im Draft auswählen. Doch auch er fand, wie viele Spieler vor ihm, sein Glück als Undrafted Free Agent bei den New England Patriots. "Er konnte die ganze Zeit mit der Konkurrenz mithalten", sagte Head Coach Bill Belichick im August 2018. J.C. Jackson hatte ein starkes Training Camp und eine eindrucksvolle Preseason hinter sich. So spielte er sich in den Fokus und wurde in den 53-Mann-Kader aufgenommen. Es dauerte nicht lange, bis er seine erste Interception in der regulären Saison fing. Jackson hatte keinerlei Probleme in der Patriots-Defense Fuß zu fassen. Er war mitverantwortlich dafür, dass die Pats in den Super Bowl LIII gekommen sind – und diesen schlussendlich auch gewinnen konnten. 2019 machte Jackson einen weiteren Schritt nach vorne, erhöhte seinen persönlichen Rekord für Interceptions von 3 in 2018 auf 5 in 2019. Eine Statistik zeigt, dass er vielleicht sogar der beste Cornerback der Saison war: Jackson hatte das niedrigste Passer Rating aller Passverteidiger bei Würfen in seine Richtung zugelassen. In dieser Saison 2020 scheint er nun auf dem absoluten Top-Level seiner Position angekommen zu sein. Jackson führt die NFL in Interceptions an (Stand 10. Spieltag) und hat gegen die Ravens seine 5. Interception im 5. Spiel hintereinander gefangen – Patriots-Rekord!
J.C. Jackson ist trotz seiner seit Jahren konstant guten Leistungen immer noch ein relativ unbekannter Name – was sich nach dieser Saison sicher ändern wird. Er besticht durch seine Schnelligkeit, bringt trotzdem eine gute Körpergröße mit, wodurch er mit fast allen Receivern der NFL mithalten kann. Er kann den gegnerischen Quarterback gut lesen – seine Zahl an Interceptions sprechen da für sich. Und er entwickelt sich immer noch weiter. "Er sorgt für wichtige Aktionen auf dem Feld und verbessert sich vor allem in seiner Vielseitigkeit", sagte Bill Belichick vor der Saison über ihn. Jackson ist am 17. November erst 25 Jahre alt geworden – die besten Jahre seiner Karriere liegen wahrscheinlich noch vor ihm.
Damien Harris: Wenn du eine Chance bekommst, nutze sie
Das Spiel der Patriots gegen die Ravens am 10. Spieltag der Saison 2020 war schon das dritte Spiel mit über 100 Rushing Yards für Running Back Damien Harris. Der 23-Jährige liefert – so wie man es sich vor 1,5 Jahren erhofft hatte, als man ihn im NFL Draft 2019 in der dritten Runde auswählte. Er spielte am College von Alabama, war dort in seinem ersten Jahr Backup vom heutigen Titans Running Back Derrick Henry. Henry ging in die NFL, wodurch Harris zum Starter ernannt wurde. Zwei Saisons hintereinander übertraf er die 1.000 Rushing Yards und rechtfertigte so einen Drittrundenpick 2019. Die Patriots wollten sich mit ihm als Running Back verstärken, obwohl sie ein Jahr zuvor schon Sony Michel in der ersten Runde gedraftet hatten.
2019 sollte aber noch nicht sein Jahr werden. Harris stand zu großen Teilen der Saison nicht im Spieltagskader der Patriots, hatte insgesamt nur 4 Läufe für 12 Yards. Für den Rookie enttäuschend. Aber er gab nicht auf, trainierte hart, um Druck auf Sony Michel, James White und Rex Burkhead auszuüben. Noch bevor die Saison 2020 überhaupt losging, gab es die nächste schlechte Nachricht für Harris: Gebrochener Finger. Am 7. September wurde er auf die
Injured Reserve List gesetzt. Die ersten drei Wochen musste Harris zuschauen und kam erst am 4. Spieltag gegen die Chiefs zum Einsatz – dort durfte er aber gleich starten. Grund dafür war die Verletzung des eigentlichen Starters der Patriots, Sony Michel. Dieser hatte sich eine Muskelverletzung zugezogen und wurde Anfang Oktober auf die IR-Liste gesetzt. So bekam Harris seine Chance – und nutzte sie. Gleich in seinem ersten NFL-Start lief er 17-mal für 100 Yards. Seitdem setzt Bill Belichick auf ihn. "Es ist schön zu sehen, dass er seine Chance bekommt. Er hat hart dafür gearbeitet", sagte der Head Coach über Harris.
Bei Damien Harris ist noch unklar, wie seine Zukunft bei den New England Patriots aussehen wird. Zu viel ist davon abhängig, mit welcher Leistung Sony Michel nach seiner Verletzung zurückkommt. Harris' Statistiken in seinen bisherigen Einsätzen sprechen aber für ihn. Seine 121 Rushing Yards gegen die Baltimore Ravens waren eine Karrierebestleistung. Durch seinen aggressiven Laufstil passt er außerdem gut zu Quarterback Cam Newton – beide kämpfen jedes Mal für die nötigen Yards. Interessant wird zu sehen sein, ob er noch mehr ins Passspiel eingebunden wird, wo die Pats mit James White und Rex Burkhead auf seiner Position auch ohne ihn schon gut aufgestellt sind. Wenn Harris aber in der Saison 2020 weiter seine Chance nutzt, hat er alle Argumente auf seiner Seite, auch in den nächsten Jahren der Running Back der Patriots zu sein.